Der Hase mit dem halben Ohr by Lornsen Boy

Autor:Lornsen, Boy [Lornsen, Boy]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00

»Das wünsch’ dir lieber nicht«, sagte der Hase mit dem halben Ohr. »Das Geriesel der Schneeflocken mag ja ganz hübsch sein.

Aber der Hase hat anderes im Kopf. Sein Magen knurrt.

Und alles, was gut schmeckt, hat der Schnee zugedeckt.

Er muß sich nur von Astrinde und gefrorenem Kohl ernähren. Außerdem zeichnet er seine Fußspuren in den Schnee hinein.

Der Jäger sieht sie, geht ihnen nach und findet den armen Hasen.

Nein, der Winter ist nicht die beste Zeit, meine ich.«

Nach dieser langen Rede fiel der Hase mit dem halben Ohr in einen leichten Schlummer.

Auch der Hase Felix träumte vor sich hin.

Und über ihnen, auf dem höchsten Zweig der Heckenrose, saß der kleine Zaunkönig und bewachte ihren Schlaf.

Der Hase Felix wurde zuerst wach und hatte wieder Lust auf Abenteuer. Er stupste seinen Hasenbruder mit der Pfote an und fragte:

»Was machen wir jetzt?«

Der Hase mit dem halben Ohr machte ein Auge auf und sagte:

»Mal seh’n...«

Und nachdem er eine Weile überlegt hatte, fragte er:

»Möchtest du die Hasenschule sehen?«

»Die Hasenschule?« wunderte sich der Hase Felix.

»Gibt es die wirklich?«

»Sicher gibt es die Hasenschule«, sagte der Hase mit dem halben Ohr. »Wo, glaubst du denn, lernen sonst die jungen Häschen das Stillehalten, das Hakenschlagen und das Verstecken.«

Dem Hasen Felix konnte es nicht schnell genug gehen.

So neugierig war er auf die Hasenschule.

Sie schüttelten sich die Sandkörner aus dem Bauchfell und machten sich auf den Weg.

»Ist es sehr weit?«

fragte der Hase Felix unterwegs.

»Für eine Maus mag es ein langer Weg sein.

Aber nicht für uns Hasen«, antwortete der Hase mit dem halben Ohr.

Weil sie sich gut ausgeruht hatten und bei Kräften waren, ging es wieder im sausenden Hasengalopp über Wiesen und Felder und Gräben bis an den Waldrand.

Hier machten sie halt und horchten zuerst vorsichtig in das geheimnisvolle Dunkel hinein.

Sie hörten das leise Rascheln und Zischeln der Blätter, vernahmen, wie ein trockener Ast knackte. Plötzlich heulte und schluchzte jemand laut und schaurig.

Dem Hasen Felix fuhr der Schreck in alle Beine.

Er wäre am liebsten ausgerissen.

Aber der Hase mit dem halben Ohr sagte: »Kein Grund zur Aufregung.

Das ist nur die kleine Eule.

Sie macht ein fürchterliches Geheul, doch uns tut sie nichts.«

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